Anlage:12. Mai 2010 Whitney Houston

Aus Rockinberlin
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  • Bericht von Jörg Leopold im tagesspiegel vom 13. Mai 2020

"Konzert in Berlin: Whitney Houstons bizarres Comeback
Der erste Auftritt von Whitney Houston in Deutschland nach elf Jahren geriet zur Farce. 10.000 Zuschauer in der Berliner O2-World wurden Zeuge eines traurigen Comebacks. [...]

Gegröle, Gekreische, Gelächter und viel Schweiß: Whitney Houstons erster Auftritt in Deutschland nach elf Jahren sorgte am Mittwochabend für ungläubiges Staunen bei vielen der rund 10.000 Fans in der Berliner O2-World. Die 46-Jährige, die in den vergangenen Jahren vor allem durch Alkohol- und Drogenprobleme Schlagzeilen gemacht hatte, "wirkte nicht ganz frisch" - wie es ein Konzertbesucher schmunzelnd ausdrückte.

Wirklich lustig war das, was sich auf der Bühne tat, aber eigentlich nicht. Es war eher peinlich. Die unglaublich schwitzende Whitney Houston sang Lieder aus ihrem aktuellen Album "I Look To You" - oder besser sie probierte es. Doch schon zu Beginn der Darbietung versagte ihr die Stimme. Sie versuchte, ihre offensichtliche Heiserkeit durch ausgiebiges Kommunizieren mit dem Publikum zu überspielen. Nur leider verstand ihr Genuschel kaum jemand. Fremdschämen machte sich breit, erst recht als eine innige Konversation mit einem Fan am Bühnenrand durch einen lauten Rülpser beendet wurde.

In der Pause verließen die ersten Whitney-Fans die Halle, obwohl viele mehr als 90 Euro für ihre Karte bezahlt hatten. Abgesehen von einem neuen Kostüm änderte sich auch nichts. Houston redete weiterhin viel und sang merkwürdig schräg. Auch ihre Tanzkünste riefen angesichts ihrer durchaus vorhandenen Körperfülle eher Irritation denn Begeisterung hervor. Gefühlt hatte sie am Ende gerade zehn Lieder präsentiert, als der Spuk schließlich kurz vor 23 Uhr vorbei war.

Zu diesem Zeitpunkt war die Arena am Ostbahnhof kaum mehr zur Hälfte gefüllt. Und wer jetzt noch da war, hatte sich längst in Galgenhumor geflüchtet. "Zugabe, Zugabe" skandierten einige Zuschauer feixend. Als das Licht den Innenraum schließlich wieder erhellte, schauten sich viele Besucher einfach nur ungläubig staunend an. Wohl wissend, gerade Zeuge eines gleichermaßen traurigen wie bizarren Auftritts geworden zu sein."