Anlage:4. Juni 2018 Hollywood Vampires
- Bericht von Maurice Wojach in der Märkische Allgemeine vom 5. Juni 2018
"Supergroup mit Johnny Depp verzückt Berlin
Von wegen abgemagert und schwach – Johny Depp macht beim Auftritt der Hollywood Vampires einen richtig guten Eindruck. Ab und zu huscht ihm sogar ein Lächeln übers Gesicht, und als Gitarrist hält er erstaunlich gut mit den anderen Musikern der auch aus Alice Cooper und Joe Perry von Aerosmith bestehenden Supergroup mit. Ein euphorischer Abend.
Wer als Vampir was auf sich hält, der ist schon mal in der Zitadelle Spandau herumgeflattert. Jährlich im Herbst fliegen mehr als 10.000 Fledermäuse ins Gewölbe der Festung und beziehen ihr Winterquartier, im Keller eines Nebengebäudes hausen besonders große Arten, sie saugen aber lieber überreife Bananen als Blut.
Es könnte also keinen besseren Ort für eines der seltenen Konzerte der Hollywood Vampires geben als die von Festungsgräben umgebene Spandauer Trutzburg. Die Supergroup besteht aus drei international berühmten Flattermännern. Schockrock-Veteran Alice Cooper gibt den Obervampir, der eigentliche Hingucker aber ist Schauspieler Johnny Depp, der unter anderem mit Joe Perry von Aerosmith die Gitarrenarbeit breitbeinig und mit großer Spielfreude verrichtet.
Es macht einen Riesenspaß, diesen drei furiosen Typen am Montagabend in ihrer kauzig coolen Art bei der Show zuzuschauen. Sie huldigen mit ihren Coversongs verstorbenen Rocklegenden, etwa Keith Moon von The Who und Lemmy Kilmister von Motörhead. Cooper gibt den selbstironischen Griesgram, Perry spielt sich bei seinen unfassbar virtuosen Soli die Finger wund und dem kettenbehangenen Depp rutscht manchmal sogar ein Lächeln raus. Auch die Mitmusiker brillieren, jeder darf mal ans Mikro, Depp singt eine Honky-Tonk-Version von David Bowies „Heroes“, Bassist Chris Wyse schmettert „Ace of Spades“ von Motörhead und wird von tausenden Fans grölend unterstützt.
Nach 90 Minuten flattern die Vampire wieder davon. Sie hinterlassen beim Start des fast dreimonatigen Citadel Music Festivals ein ganz und gar euphorisches Publikum. Ein Konzert wie eine Frischblut-Zufuhr. Riesenapplaus."