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Im Dezember 1967 war es dann soweit. Ich erlebte mein erstes Rockkonzert. Eigentlich nur ein halbes Konzert. Denn die erste Hälfte bestritten Dave Dee, Dozy, Beaky, Mick & Tich mit ihren Popsongs. Nur The Legend Of Xanadu bot mehr. Im zweiten Teil trat Eric Burdon mit seinen New Animals auf. Sie spielten das ''The Twain Shall Meet'' Album inklusive Sky Pilot und Monterey. Dabei verwendeten sie eine Violine. Das war etwas völlig Neuartiges. Ich war begeistert! Zustande gekommen war der Besuch, weil ich ein eifriger s-f-beat Hörer war, wo ich bei einer Verlosung eine Freikarte gewonnen hatte.
 
Im Dezember 1967 war es dann soweit. Ich erlebte mein erstes Rockkonzert. Eigentlich nur ein halbes Konzert. Denn die erste Hälfte bestritten Dave Dee, Dozy, Beaky, Mick & Tich mit ihren Popsongs. Nur The Legend Of Xanadu bot mehr. Im zweiten Teil trat Eric Burdon mit seinen New Animals auf. Sie spielten das ''The Twain Shall Meet'' Album inklusive Sky Pilot und Monterey. Dabei verwendeten sie eine Violine. Das war etwas völlig Neuartiges. Ich war begeistert! Zustande gekommen war der Besuch, weil ich ein eifriger s-f-beat Hörer war, wo ich bei einer Verlosung eine Freikarte gewonnen hatte.
 
=== Die Rockmusik übernimmt ===
 
=== Die Rockmusik übernimmt ===
Wenn in diesen Jahren etwas Bemerkens würdiges in Berlin stattfand, wollte ich es nicht verpassen. So erlebte ich: die Stones, The Nice, Deep Purple, The Who, The Flock & The Free, Jimi Hendrix, Procol Harum, Canned Heat und Ten Years After. Aber auch: John Mayall, Alexis Korner und einige Jazzkonzerte.
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Wenn in ab 1969 bemerkenswertes in Berlin stattfand, wollte ich es nicht verpassen. So erlebte ich: die Stones, The Nice, Deep Purple, The Who, The Flock & The Free, Jimi Hendrix, Procol Harum, Canned Heat und Ten Years After. Aber auch einige Jazzkonzerte.
 
=== Eine denkwürdige Fahrt ===
 
=== Eine denkwürdige Fahrt ===
 
Ende 1972 will meine Schule zu Weihnachten feiern. Weil das Leibniz-Gymnasium keine Aula hat, weicht man in den Saal einer Schule in der Wilmsstraße aus. Im literarischen Teil sollen Gedichte vorgetragen werden. Das wird von meiner Religionslehrerin Frau Graeser organisiert. Ich soll zwei Mal ans Mikrofon treten. Mit einem Text über den letzten Menschen aus Friedrich Nietzsches Also sprach Zarathustra und einem Gedicht von Erich Mühsam, Der Revoluzzer. Ich will den feierlichen Anlass würdigen, indem ich meinen besten Anzug aus dunkelblauem Samt trage. Als optischen Kontrast stellte ich mir eine weiße Krawatte vor. Die muss ich lange suchen, bis ich etwas Passendes in einem Geschäft für Richter- und Rechtsanwaltsbedarf finde. Mit dem Vortrag des Revoluzzers gelingt mir sogar ein kleiner Erfolg beim Publikum, als ich auf den Untertitel „Der deutschen Sozialdemokratie gewidmet“ hinweise.Viele der Anwesenden wissen, dass unser neuer Direktor den Posten vor allem seinem SPD-Parteibuch verdankt. Nicht weil er ein besonders guter Pädagoge wäre. Die ganze Veranstaltung findet am 24. November 1972 statt. Das kollidiert mit meinen Plänen, mir die neue Band von Frank Zappa in der Deutschlandhalle anzuhören und anzusehen. Weil ich aber Frau Graeser nicht enttäuschen will, verzichte ich auf das Konzert. Allerdings suche ich nach einer Alternative. Die ist mit dem Konzert in Frankfurt am Main gefunden. Doch wie kommt man mit dem Taschengeld eines Gymnasiasten zu einem Konzert in der Fremde. Die 17 D-Mark für die Eintrittskarte bringe ich zusammen. Doch wie kriege ich Anreise und Übernachtung hin? Erste Idee war natürlich, nach FFM zu trampen. Doch das hängt mit jeder Menge Zufälle zusammen. Wie könnte es noch klappen? Mit einem geliehenen Auto vielleicht? Ich habe ja nicht mal einen Führerschein. Den hat Jogi, ein guter Schulfreund. Er würde mit mir nach Frankfurt fahren, wenn ich ihm den Eintritt spendiere. Das bekomme ich hin. Aber einen reisetüchtigen Wagen. hat er auch nicht. Als letzte Hoffnung beschließe ich, Frau Graeser zu fragen. Jogi und ich besuchen sie. Ihr eigenes Auto will sie uns nicht anvertrauen. Irgendwie verständlich! Zu unserer Überraschung leiht sie uns den Käfer ihrer Tochter. Die Hinfahrt verläuft ohne Probleme. Wir kommen rechtzeitig zur Halle. Ich habe mir einen kleinen Kassettenrecorder geliehen, um das Konzert aufzunehmen. Das klappt ganz prima. Unsere Plätze in der 6. Reihe sind genau richtig. Ich habe die Aufnahmen heute noch. Es wird ein großartiges Konzert. Der Meister bringt eine Mischung aus Kabarett, mit den beiden früheren Sängern der Turtles als Protagonisten, und längeren bekannten Instrumentalstücken auf die Bühne. Bei diesen Nummern wird in Solopassagen ausgiebig improvisiert: Zappa auf der Gitarre, Ian Underwood auf einem elektronisch verstärkten Saxophon und Don Preston auf einem Synthesizer. Im Kabarettteil wird eine absurde Geschichte erzählt, bei dem ein Sofa eine tragende Rolle spielt. An diesem Abend verstehe ich die Geschichte noch nicht. Wenn es denn daran etwas zu verstehen gibt. Wir bekommen auch den Mudshark zu hören. Die Geschichte kenne ich von der Live-LP aus dem Fillmore West. Besonders beeindruckt mich an diesem Abend Aynsley Dunbar als Schlagzeuger, der Gelegenheit bekommt, mit einem Solo zu glänzen. Das Konzert endet mit Happy Together, dem großen Hit der Turtles, als Zugabe. Am gleichen Abend ist eine zweite Show geplant. Also versuchen wir, da wir dafür keine Karte haben, irgendwie im Saal zu bleiben. Dabei begegnen wir Don Preston, der uns aber auch nicht helfen kann. Wir verlassen die Jahrhunderthalle und warten davor. Tatsächlich dürfen wir wieder hinein, als ein paar Leute das Konzert verlassen. Als wir wieder im Saal sind, erleben wir Frank Zappa, wie er lässig entspannt auf einem Verstärker sitzend, auf der Gitarre improvisiert. Leider erinnere ich mich nicht mehr, welches Stück er einleitet. Der Kabarettteil bringt uns diesmal die Geschichte von Billy the Mountain. Nach diesem wunderbaren musikalischen Erlebnis brauchen wir noch ein Nachtlager. Wir haben gehört, dass es im Westend von Frankfurt am Main besetzte Häuser geben soll, wo man vielleicht unterkommen könnte. Wir haben Glück und finden einen Schlafplatz. Eine Matratze auf dem Boden genügt uns. Als wir uns am nächsten Morgen auf die Rückfahrt machen, fahren wir durch einen wahren Schneesturm. Doch mein Freund Jogi, dessen Qualitäten als Autofahrer ich vertraue, bringt uns sicher zurück nach Berlin.
 
Ende 1972 will meine Schule zu Weihnachten feiern. Weil das Leibniz-Gymnasium keine Aula hat, weicht man in den Saal einer Schule in der Wilmsstraße aus. Im literarischen Teil sollen Gedichte vorgetragen werden. Das wird von meiner Religionslehrerin Frau Graeser organisiert. Ich soll zwei Mal ans Mikrofon treten. Mit einem Text über den letzten Menschen aus Friedrich Nietzsches Also sprach Zarathustra und einem Gedicht von Erich Mühsam, Der Revoluzzer. Ich will den feierlichen Anlass würdigen, indem ich meinen besten Anzug aus dunkelblauem Samt trage. Als optischen Kontrast stellte ich mir eine weiße Krawatte vor. Die muss ich lange suchen, bis ich etwas Passendes in einem Geschäft für Richter- und Rechtsanwaltsbedarf finde. Mit dem Vortrag des Revoluzzers gelingt mir sogar ein kleiner Erfolg beim Publikum, als ich auf den Untertitel „Der deutschen Sozialdemokratie gewidmet“ hinweise.Viele der Anwesenden wissen, dass unser neuer Direktor den Posten vor allem seinem SPD-Parteibuch verdankt. Nicht weil er ein besonders guter Pädagoge wäre. Die ganze Veranstaltung findet am 24. November 1972 statt. Das kollidiert mit meinen Plänen, mir die neue Band von Frank Zappa in der Deutschlandhalle anzuhören und anzusehen. Weil ich aber Frau Graeser nicht enttäuschen will, verzichte ich auf das Konzert. Allerdings suche ich nach einer Alternative. Die ist mit dem Konzert in Frankfurt am Main gefunden. Doch wie kommt man mit dem Taschengeld eines Gymnasiasten zu einem Konzert in der Fremde. Die 17 D-Mark für die Eintrittskarte bringe ich zusammen. Doch wie kriege ich Anreise und Übernachtung hin? Erste Idee war natürlich, nach FFM zu trampen. Doch das hängt mit jeder Menge Zufälle zusammen. Wie könnte es noch klappen? Mit einem geliehenen Auto vielleicht? Ich habe ja nicht mal einen Führerschein. Den hat Jogi, ein guter Schulfreund. Er würde mit mir nach Frankfurt fahren, wenn ich ihm den Eintritt spendiere. Das bekomme ich hin. Aber einen reisetüchtigen Wagen. hat er auch nicht. Als letzte Hoffnung beschließe ich, Frau Graeser zu fragen. Jogi und ich besuchen sie. Ihr eigenes Auto will sie uns nicht anvertrauen. Irgendwie verständlich! Zu unserer Überraschung leiht sie uns den Käfer ihrer Tochter. Die Hinfahrt verläuft ohne Probleme. Wir kommen rechtzeitig zur Halle. Ich habe mir einen kleinen Kassettenrecorder geliehen, um das Konzert aufzunehmen. Das klappt ganz prima. Unsere Plätze in der 6. Reihe sind genau richtig. Ich habe die Aufnahmen heute noch. Es wird ein großartiges Konzert. Der Meister bringt eine Mischung aus Kabarett, mit den beiden früheren Sängern der Turtles als Protagonisten, und längeren bekannten Instrumentalstücken auf die Bühne. Bei diesen Nummern wird in Solopassagen ausgiebig improvisiert: Zappa auf der Gitarre, Ian Underwood auf einem elektronisch verstärkten Saxophon und Don Preston auf einem Synthesizer. Im Kabarettteil wird eine absurde Geschichte erzählt, bei dem ein Sofa eine tragende Rolle spielt. An diesem Abend verstehe ich die Geschichte noch nicht. Wenn es denn daran etwas zu verstehen gibt. Wir bekommen auch den Mudshark zu hören. Die Geschichte kenne ich von der Live-LP aus dem Fillmore West. Besonders beeindruckt mich an diesem Abend Aynsley Dunbar als Schlagzeuger, der Gelegenheit bekommt, mit einem Solo zu glänzen. Das Konzert endet mit Happy Together, dem großen Hit der Turtles, als Zugabe. Am gleichen Abend ist eine zweite Show geplant. Also versuchen wir, da wir dafür keine Karte haben, irgendwie im Saal zu bleiben. Dabei begegnen wir Don Preston, der uns aber auch nicht helfen kann. Wir verlassen die Jahrhunderthalle und warten davor. Tatsächlich dürfen wir wieder hinein, als ein paar Leute das Konzert verlassen. Als wir wieder im Saal sind, erleben wir Frank Zappa, wie er lässig entspannt auf einem Verstärker sitzend, auf der Gitarre improvisiert. Leider erinnere ich mich nicht mehr, welches Stück er einleitet. Der Kabarettteil bringt uns diesmal die Geschichte von Billy the Mountain. Nach diesem wunderbaren musikalischen Erlebnis brauchen wir noch ein Nachtlager. Wir haben gehört, dass es im Westend von Frankfurt am Main besetzte Häuser geben soll, wo man vielleicht unterkommen könnte. Wir haben Glück und finden einen Schlafplatz. Eine Matratze auf dem Boden genügt uns. Als wir uns am nächsten Morgen auf die Rückfahrt machen, fahren wir durch einen wahren Schneesturm. Doch mein Freund Jogi, dessen Qualitäten als Autofahrer ich vertraue, bringt uns sicher zurück nach Berlin.
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