4. Dezember 2020 Gedenktafel für Electronic Beat Studio: Unterschied zwischen den Versionen

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== Erinnerung ==
 
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Version vom 14. Dezember 2020, 08:06 Uhr

Enthüllung Gedenktafel
Ort Beat-Studio
Bands/Künstler
Lüül & Franz Bargmann

Vorgeschichte[Bearbeiten]

Alles begann mit der Recherche zu meinem kleinen Buch »Orte der(Pop)ulären Musik in Berlin West von 1945 bis 1990«. Das »Beat-Studio« hatte durch meine persönliche Beziehung zur Band Agitation Free eine besondere Stellung eingenommen. Im Frühjahr 2017 fragte ich bei Lüül und Manuel Göttsching an, ob sie mir die ursprünglichen Räume in der Pfalzburger Straße zeigen könnten. Lüül, der zu den Gründungsmitgliedern von Agitation Free gehörte, winkte ab. Er wäre schon Mal mit einem Fan der Band vor Ort gewesen und hätte nun kein größeres Interesse an einer weiteren Begehung. Auch Manuel, der heute unter dem Namen Ashra firmiert, war nicht zu begeistern. Ich wandte mich per Email an die Nelson-Mandela-Schule, die mittlerweile an dieser Adresse zu finden ist. Für den Mai 2017 wurde mir ein Termin mit der Schulleitung zugesagt. Leider war bei dieser Gelegenheit nur der Hausmeister bereit, mit mir zu sprechen. Konnte mir aber die Räume nicht zeigen.
Es war bestürzend zu erfahren, dass offensichtlich niemand an der Schule wusste, was sich dort in ihren Kellerräumen entwickelt hatte. Ich kannte ja Videos mit Edgar Froese, dem Begründer vonTangerine Dream und Thomas Kessler, der damals als Anleiter und Organisator fungiert hatte. Ich fand, dass dieser Ort eine öffentliche Würdigung in Form einer Gedenktafel verdient hätte. Zumal es schon eine Gedenktafel für Rio Reiser an dem Haus am Tempelhofer Ufer gibt, wo er mit einem Teil seiner Bandkollegen von Ton Steine Scherben gewohnt hatte. Ich versuchte gleichzeitig per Email mein Glück auch bei Thomas Kessler, um ihn zu einem Beitrag über die Geschichte des Beat-Studios zu bewegen. Keine Reaktion! Die Reiser-Tafel trug einen Hinweis auf die GASAG als Förderer solchen Gedenkens. Meine Anfrage bei der GASAG wurde zwar beantwortet, war aber eine Absage. Es war über ein Jahr vergangen.
Ich wusste, dass die Berliner Bezirke eigene Gedenktafelkommissionen hatten. Also wollte ich mein Glück beim Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf versuchen. Für den September 2018 hatte man eine Sitzung der Kommission im Rathaus Charlottenburg an der Otto-Suhr-Allee anberaumt. Ich hatte mich im Vorfeld um einen Ansprechpartner in der Verwaltung des Bezirks bemüht, um meine Idee einer Tafel für das Beat-Studio zu präsentieren. Per Email machte ich im Juni einen weiteren Versuch, Thomas Kessler für mein Vorhaben zu gewinnen. Dann der persönliche Tiefschlag: Ich bekomme eine Krebsdiagnose für die Lunge. Ich bin völlig niedergeschlagen und sage meine Teilnahme an der Kommissionssitzung ab.
Obwohl ich in den Genuss einer erfolgreichen Therapie gekommen war, fehlte mir danach die Energie, das Projekt weiter zu verfolgen. Ich war also äußerst überrascht, dass nach über zwei Jahren am Neujahrstag 2020 eine Nachricht von Herrn Kessler eintraf. Darin verwies er mich an den mir völlig unbekannten Bernd Kistenmacher, der sich nun seinerseits mit mir in Verbindung setzt.
Er befasst sich mit einem Buchprojekt "Ferne Ziele - Die Geschichte der Berliner Schule". Dafür möchte er Teile meines Buches verwenden. Gleichzeitig bekundet er Interesse an meiner Idee einer Gedenktafel. Ich erinnere ihn daran, dass Herr Kessler mich dabei nie unterstützt hat. Bernd Kistenmacher leitet mir einen Text mit einer kurzen Biografie von Thomas Kessler zu, in dem auch die Entwicklung beschrieben ist, die von ihm und den jungen Berliner Musikern im Studio ausging. Ich versuche nun einen neuen Kontakt zur Kommission im Bezirksamt herzustellen, und finde heraus, dass sie im März 2020 wieder tagen wird. Es gibt jetzt Diskussionen um den Text für die Präsentation. Ich fühle mich überfordert und ziehe mich von der Sache zurück.
Bernd Kistenmacher berichtet von einem erfolgreichen Auftritt am 12. März 2020. Dabei ist jetzt zum ersten Mal vom ELECTRONIC BEAT STUDIO die Rede. Wie es scheint, ist es Bernd Kistenmacher auch gelungen, einen Sponsor für die Tafel aus poliertem Stahl zu finden. Es ist der Oscar prämierte Komponist Hans Zimmer. Ich helfe mit, den Standort genau zu klären. Das Telefonbuch von 1972 weißt die die Hausnummer 30 als Berufsschule für Friseure aus. Im Juli 2020 verschickt Bernd Kistenmacher eine Mitteilung an eine Liste von Musikern, die beteiligten Verwaltungen und weitere Personen die in Verbindung zum Studio standen. Im August wird dann auch der Platz für die Tafel an der Nelson-Mandela-Schule vor Ort festgelegt. Jetzt beginnt Bernd Kistenmacher auch an eine Feier zur Anbringung/Enthüllung zu denken. Dabei ist ihm der Hausmeister, dem ich bei meinem Besuch der Schule ein Exemplar meines Buches überreicht hatte, ein wichtige Hilfe. Im September wird der Termin für eine Feier Ende November/Anfang Dezember vorgeschlagen. Man einigt sich auf den 4. Dezember 2020. Das die Feier im Freien vor der Schule ohne größere Festivitäten stattfand haben wir den CORONA-Einschränkungen zu verdanken.

Erinnerung[Bearbeiten]

Foto nach der Enthüllung

Der Freitag ist ein kalter Tag im Dezember. Ich erscheine warm gekleidet kurz nach 14:00 Uhr am Ort des Geschehens in der Pfalzburger Straße vor dem Eingang zur Nelson-Mandela-Schule. Es haben sich schätzungsweise 40 Personen eingefunden, um das Ereignis zu erleben. Brav maskiert, wie es in diesen wirren Zeiten vorgeschrieben ist. Ich bleibe am Rand der Versammlung. Es gibt eine kurze Ansprache der Vorsitzenden der Gedenktafel-Kommission des Bezirks. Mein alter Bekannter Mickie Duwe trifft ebenfalls ein. Wir begrüßen uns. Der bekannte Autor Peter Schneider würdigt Konrad Latte, den damaligen Leiter der Musikschule Wilmersdorf, ohne dessen Engagement es das Studio vielleicht nie gegeben hätte. Die Biografie des Juden Konrad Latte ist eine dieser seltenen und aufregenden Lebensgeschichten, als es ihm gelang Naziterror und Vernichtung zu entgehen. Die Tatsache, dass es in Deutschland Menschen gab, die ihm ein Überleben ermöglicht hatten, ließen ihn nach dem Ende der faschistischen Regimes in Berlin bleiben.
Ich erkenne Uwe und Manfred, zwei Mitstreiter von RockInBerlin, die mir erzählen, dass meine Inititiative für die Tafel zu Beginn der Veranstaltung vom Zeremonienmeister Bernd Kistenmacher erwähnt wurde. Auch hätte Lüül mit seinem Partner Franz Bargmann schon musiziert.
Lüül kommt nun zu Wort, und er erzahlt kurz von den Anfängen im Studio. Auf einem Bildschirm im Hintergrund laufen währenddessen Videos, die Musiker zeigen, die im Studio tätig waren. Dann sehen wir drei Video-Grußbotschaften: Thomas Kessler, den Anleiter und Organisator der ersten Stunde; Michael Hoenig, der sich für die Möglichkeiten bedankt, die ihm an diesem Ort zu Teil geworden sind; und Hans Zimmer, der die Tafel gestiftet hat.
Dann wird die Tafel enthüllt. Ich begebe mich ebenfalls zur Tafel, wo mich Lüül freudig begrüßt. Ich bedanke mich bei meinem Namensvetter (Bernd Kistenmacher) für seine Mühe um die Tafel und die Veranstaltung. Vor Ort ist auch ein früherer Abeitskollege, Ulli Zelle, der mittlerweile unter der Flagge des RBB segelt. Lüül und Partner greifen noch ein Mal zu ihren Gitarren und sorgen für einen musikalischen Abschluss. Mir ist sehr kalt geworden. Zusammen mit Uwe und Manfred mache ich mich auf den Heimweg. Wir bedauern, dass uns die CORONA-Einschränkungen verbieten, jetzt in einem Lokal einzukehren, um uns aufzuwärmen und über das Geschehen zu sprechen.--Bernd M (Diskussion) 06:45, 6. Dez. 2020 (CET)

Weblinks[Bearbeiten]