Anlage:7. März 2019 Herbert Grönemeyer
- Bericht von Maurice Wojach in der Märkische Allgemeine vom 8. März 2019
"Zwischen Euphorie und Politik: So rockt Herbert Grönemeyer Berlin
Herbert Grönemeyer beim Auftakt seiner „Tumult“-Tour.
Herbert Grönemeyer hat in der Berliner Mercedes-Benz-Arena beim zweiten Konzert seiner „Tumult“-Tour eine politische Party gefeiert. Er rief auf, „keinen Millimeter nach rechts“ abzudriften und führte seine ganz eigene Form von Protest vor – und die ist beschwingt und tanzbar.
Berlin. Es muss ein wahnsinniges Glück sein, zur Arbeit zu gehen und da warten Tausende, die bei der Ankunft laut jubeln. So ähnlich hat Herbert Grönemeyer neulich in einem Interview seinen Beruf beschrieben. Als er am Donnerstagabend die Bühne der Berliner Mercedes-Benz-Arena betritt, werden seine Glücksgefühle sichtbar. Der 62-Jährige wirkt wie ein Kind, das unverhofft in einem Raum voller Nutellagläser und Gummibärchen gelandet ist. Wie, alles meins?
Grönemeyer bietet bewährten Stadionrock
Zum Phänomen Grönemeyer gehört, dass dem stadionerprobten Popstar jegliche Routine im Umgang mit der eigenen Freude abgeht. Sein Überschwang infiziert auch die paar Zuschauer, die sich eher aus Interesse als aus Identifikation mit Deutschlands erfolgreichstem Sänger eine Karte fürs zweite Konzert der „Tumult“-Tour gekauft haben. Wer sich dann noch fragt, wie sich Grönemeyers Euphorie mit seinem altbekannten politischen Engagement verbinden lässt, erhält die Antwort per Ansage. „Widerstand macht Spaß!“, ruft er ins Publikum und fordert von den rund 13.000 Fans und sich selbst, „keinen Millimeter nach rechts“ abzudriften.
Grönemeyer und seine seit vielen Jahren eingespielte Band bieten eine Show, die den altbewährten Eckpfeilern des Stadionrock frönt und auch bei der Open-Air-Tour im Sommer funktionieren wird. Dazu gehören Saxophon-Soli, große Leinwände und ein Laufsteg durch den Innenraum. Den beackert Grönemeyer im konsequent selbstironischen Tanzstil. Er hüpft mit schlackernden Armen, dann spannt er lachend seinen nicht allzu ausgeprägten Bizeps an. Grönemeyer, der Popeye aus dem Ruhrpott, der mittlerweile in der Hauptstadt lebt und auch das augenzwinkernd erwähnt: „Ich wohne seit 25 Jahren in Berlin und sehe unfassbar gut aus – das ist die Berliner Luft!“
Eine politische Party über zweieinhalb Stunden
Nach der Ansage spielt Grönemeyer „Männer“, „Was soll das“ und „Vollmond“ hintereinander. Er erzeugt einen kollektiven Enthusiasmus, der trotz der mit reichlich Pathos getränkten neuen Songs („Mein Lebensstrahlen“, „Lebe mit mir los“) nicht mehr verebbt. Eine politische Party, die zweieinhalb Stunden dauert und drei Zugabenblöcke mit Hits wie „Land unter“ und „Zeit, dass sich was dreht“ bietet."